Da ich schon länger ein Auge auf den rf33 geworfen habe, meine ich diesen schon ganz gut zu kennen. Diverse Testberichte und Videos habe ich bereits angesehen. Nun kann ich endlich selbst testen, ob er wirklich so gut ist, wie ich es mir vorstelle. Vielen Dank geht noch an ofenseite.com für die Bereitstellung des rf33. 

Autor: Sebastian S.

Datum: 15.04.2020

Inhalt:

Vorwort

Ich möchte euch gerne den rf33 von Petromax vorstellen. Der rf33 ist ein sogenannter Raketenofen – aber nicht nur irgendeiner. Die Vorteile werde ich später kurz auflisten. Raketenöfen gibt vor allen in den Entwicklungsländern – dort jedoch meist in Form von Selbstbauten aus gebrannten Ton. Durch einen Raketenofen wird, im Vergleich zu einem Lagerfeuer, deutlich weniger Brennmaterial benötigt und die gesundheitsgefährdenden Abgase werden minimiert. Aber wozu benötigen wir in Deutschland so einen Ofen? Für mich lautet die Antwort: „um vorgesorgt zu haben“. Mit einem Raketenofen bin ich unabhängig von Strom und kann mit den einfachsten Mitteln mir ein schnelles, warmes Essen zubereiten. Seit der Energiewende mehren sich die Zahl der kurzfristigen Stromausfälle in Deutschland. Wenn es irgendwann keine Kern- oder Kohlekraftwerke gibt und der Großteil durch alternative Energien wie Windkraftanlagen erzeugt wird, wird es mehr Stromschwankungen und demzufolge mehr Ausfälle geben. In so einem Fall möchte ich dann vorgesorgt haben. Aber auch fürs urbane Camping ist so ein Kocher eine echt tolle Sache.

Unboxing
Als der Raketenofen gut und sicher bei mir ankam, war ich schon Feuer und Flamme und wollte ihn am liebsten sofort auspacken und in Betrieb nehmen. Leider ist mir da der Corona Virus dazwischen gegrätscht, so dass ich mich an die „Ausgangssperren“ halten musste. Aber nachdem alles etwas gelockert wurde, konnte ich mich ans Auspacken wagen.

Im Lieferumfang befindet sich:

  • der Raketenofen an sich
  • zwei Tragegriffe aus Holz, die mit je 3 Schrauben an der Außenwand des rf33 befestigt werden
  • eine Ablage für das Brennmaterial (im Normalfall natürlich Holz), welche vorne an der Klappenöffnung eingehängt wird
  • einen herausnehmbaren Aschekasten
  • Bedienungsanleitung

Nachdem alles ausgepackt wurde, mussten die Tragegriffe angeschraubt werden, was sehr schnell vonstatten ging. Einfach die drei Schrauben je Seite hinein drehen und schon waren die Griffe dran und der Ofen einsatzbereit. Um eventuelle Produktionsrückstände zu beseitigen (und natürlich auch aus reiner Neugier), habe ich einen Testlauf durchgeführt.

Erste Inbetriebnahme
Dazu habe ich den Raketenofen auf eine feuerfeste Unterlage (meine Gartenmauer) gestellt, die Brennkammer geöffnet und ein kleines Feuer angezündet. An dieser Stelle sei noch gesagt, dass kein Spiritus oder anderweitiger flüssiger Feueranzünder verwendet werden sollte, da diese Mittel sich explosionsartig entzünden können. Ich habe Holzwolle genutzt und diese, als sie brannte, langsam nach hinten in den Kamin geschoben und anschließend etwas Holz daneben und darüber gelegt. Nun kann zugeschaut werden, wie schnell das trockene Holz in Flammen aufgeht und durch den Kamineffekt ein ordentliches Feuer entsteht. 
Wenn das Holz kurz genug ist, sollte die Klappe der Brennkammer geschlossen werden, um eine noch effektivere Verbrennung zu erhalten. Ist das Holz jedoch länger, so kann es auf der Ablage für das Brennmaterial verweilen, um dann im Laufe des Brennvorgangs immer weiter hinein geschoben zu werden. Im Inneren lodert das Feuer so heiß, dass bei frischen Ästen sogar der Saft herausquillt. Aber irgendwann ist auch auch der letzte Zweig in seine Bestandteile aufgelöst und was bleibt ist nur noch ein bisschen Asche, der sich auf dem Aschekasten gesammelt hat. Nach diesem Testlauf kann ich nun unbesorgt bei der nächsten Verwendung meinen Dutch Oven oder meine Pfanne auflegen.
Funktionsweise
Nachdem ich nun den ersten Testlauf absolviert habe, fragt sich der ein oder andere, wie so ein Raketenofen bzw. der rf33 von Petromax eigentlich funktioniert. Ein Raketenofen ist in der Regel L-förmig aufgebaut, so dass am kurzen Ende das Brennmaterial in Form von kleinen Ästen, Zweigen oder dünn gespaltenes Holz eingelegt wird und die lange Seite als Kamin fungiert. Durch die kalte Luft, die von der Klappenöffnung der kurzen Seite bzw. der Öffnung des Aschekastens eintritt, und der warmen Luft, die im Inneren durch die Verbrennung entsteht (also der Dichteunterschied zwischen kalter und warmer Luft), kommt es im Kamin zu einer Wärmeströmung, den sogenannten Kamineffekt. Außerdem kommt noch das Holzvergaser-Prinzip zum Einsatz, indem durch die Lufteinströmöffnungen der Unterseite zusätzliche Luft in den Brennraum geleitet und erhitzt wird. Dadurch werden die nach oben strömenden Rauchgase fast vollständig verbrannt. Dies sorgt für eine besonders effektive und fast rauchfreie Verbrennung. 



Petromax bringt aber noch etwas Verbesserung, indem die Brennkammer mit einem Hohlraum isoliert wird. Somit wird die Brennkammer von der kühleren Umgebungsthemeratur des Raketenofens nicht beeinflusst und bleibt relativ konstant heiß. Und je höher die Hitze im Inneren und je kühler die einströmende Luft ist, desto stärker ist der Sog und umso größer ist die Verbrennung. Dabei wird gleichzeitig gusseiserne Platte auf der Oberseite erhitzt, wo später das Kochgeschirr Platz nimmt. Gusseisen ist ja bekannterweise ein sehr guter Wärmespeicher.

Technische Daten
  • Höhe: 33 cm
  • Außendurchmesser: 23,5 cm
  • Innendurchmesser des Kamins: 9,4 cm
  • Maße der Öffnung des Brennkammer: 7 x 12 cm
  • Gewicht: ca. 6,5 kg
  • Material: Edelstahl, Oberteil Gusseisen, Unterteil Kunststoff


Erstes Rezept: Kassler – Sauerkraut – Topf mit Schupfnudeln
Aber genug der Theorie. Schreiten wir zur Tat. Zum Einweihen des Raketenofens habe ich mir ein Rezept ausgesucht, dass ich einmal bei einem guten Freund gegessen habe und nun selbst zubereiten wollte: Kassler – Sauerkraut – Topf mit Schupfnudeln. Hierfür habe ich meinen FT9 von Petromax genommen. Dessen Füße passen hier noch ordentlich auf das gusseiserne Oberteil. Das Rezept an sich ist relativ einfach. Kassler grob würfeln und im heißen Öl anbraten, so dass sich gut Röstaromen bilden. Anschließend eine gewürfelte Paprika und Zwiebel dazu geben und einige Zeit mit braten. Das Ganze wird nun mit Salz und Pfeffer etwas gewürzt, ehe ein Esslöffel Tomatenmark eingerührt und angeschwitzt wird. Jetzt das Sauerkraut zufügen und unter kurz mit anbraten. Der Topfinhalt wird nun mit ca. 100ml Wasser abgelöscht und bei schwacher Hitze zugedeckt ca. 8 min geschmort. Apropos. Wie kann bei einem Raketenofen schwache Hitze erreicht werden. Das hatte ich mich anfangs auch gefragt, ist aber gar nicht so schwer. Entweder ihr habt bereits Erfahrungen mit Raketenöfen gesammelt und könnt in etwa einschätzen, wie viel Holz wie lange reicht oder ihr verwendet längeres Brennmaterial, welches ihr aus dem Raketenofen herausziehen könnt. Je weniger Brennmaterial, desto geringer die Hitze. 

Nachdem die Zeit verstrichen ist, den Inhalt nochmals durchrühren und vom Feuer runter nehmen. Gleichzeitig aber wieder etwas Brennmaterial nachlegen, um nun die Schupfnudeln im Deckel des Dutch Ovens anzubraten. Etwas Butterschmalz in den Deckel und Schupfnudeln hinein geben. Diese sollten unter umrühren angebraten werden. Durch den zusätzlichen Videodreh, habe ich zu selten gerührt, sodass die Nudeln etwas angebrannt sind. Zum Schluss kommen die angebratenen Schupfnudeln mit in den Kassler-Sauerkraut Topf und alles wird miteinander verrührt. Wer mag, kann jetzt noch etwas Schmand unterrühren. Das Essen sättigt ungemein und ist schön deftig. Genau mein Geschmack :-D
Bitte beachtet, dass ihr unbedingt hitzebeständige Handschuhe verwendet. Der Dutch Oven, als auch dessen Henkel können sehr heiß werden. Hier besteht Verbrennungsgefahr. Nach dem Kochvorgang, habe ich den Raketenofen an den Haltegriffen hoch gehoben und an die Hauswand gestellt, damit er in Ruhe das restliche Holz noch verbrennen kann. Bitte niemals mit Wasser löschen! Einfach runter brennen und abkühlen lassen. Ist dies geschehen, kann die Asche entnommen werden (übrigens muss diese nicht in den Müll, sondern kann im Garten verwendet werden) und das gusseiserne Oberteil gereinigt werden. Ich habe es einfach mit Küchenpapier abgewischt. Wer mag, kann es noch mit Pflegepaste oder einem Pflanzenöl (ich verwende Rapsöl) einreiben.
Zweites Rezept: Shakshuka – Israelisches Nationalgericht
Hier gehe ich nicht auf alle Details und Zutaten ein. Wer es genau wissen möchte, muss sich das Video anschauen ;-) Ich habe dieses Rezept gewählt, da ich zum Einen auch meine Gusspfanne auf dem Raketenofen testen wollte und zum Anderen, weil es einfach lecker und gesund ist. Wie gehabt wird ein Feuerchen angezündet und die Zutaten entsprechend den Vorgaben oder frei Schnauze hinzugegeben und angebraten bzw. gedünstet. Die Pfanne liegt enger auf dem gusseisernen Oberteil auf, aber hat noch genug Abstand, damit das Feuer nicht erstickt wird. Dadurch geht natürlich weniger Wärme, als beim Dutch Oven mit den Füßen verloren, was wiederum zu einer effektiveren Verwendung führt. Damit das Ei am Ende gut stockt, habe ich den Deckel meines FT4,5 benutzt. Dieser passt zwar nicht 100%, aber wenigstens gut genug um die Pfanne zu bedecken und nicht herunterzufallen. Hin und wieder nachsehen, ob die Eier fertig sind und zum Schluss noch mit Petersilie verfeinern.
Fazit
Was soll ich sagen? Ich bin von dem Petromax Raketenofen begeistert. Er ist mit seinen Abmessungen und Gewicht noch recht handlich und lässt sich dank der Transporttasche (die ich mir gleich noch gekauft habe) auch wunderbar befördern und verstauen. Egal ob einfach nur urban kochen oder als Krisenvorsorge, aber so ein Raketenofen sollte in keinem (Männer-)Haushalt fehlen.
Ein Feuer ist im Nu angefacht. Und wenn sich richtig viel Brennmaterial in der Brennkammer befindet (ohne dass die Löcher für das Holzvergaser-Prinzip verdeckt werden) und die Flammen oben raus schießen, dann kann man den rf33 „fauchen“ hören. Nicht umsonst ist eine andere Bezeichnung für Raketenofen auch „Drachenofen“. Kein Wunder, dass dieser im Sortiment von Petromax nicht fehlen darf. Ein echter Drache eben.