Alter Schornstein und neuer Kaminofen - Kein Dream-Team

„Seit 1960 wird dieser Schornstein genutzt und nun soll er nicht mehr funktionieren?“ - So oder ähnlich ist ist die Reaktion auf manche Ergebnisse unserer Querschnittsberechnung für den neuen Kaminofen. Warum ein alter gemauerter Schornstein und ein moderner Kaminofen nur noch selten zusammenpassen und was Sie tun können, erklären wir in diesem Beitrag.
Inhalt:
Mein neuer Kaminofen zieht nicht!
Zunächst: Der Kaminofen „zieht“ nicht, das tut nur der Schornstein. Wenn der neue Kaminofen nicht gut brennt, schließen Sie erst einmal folgende Ursachen aus:
- zu feuchtes Holz – laut Bundesimmissionsschutzverordnung (BImSchV) darf Brennholz eine maximale Restfeuchte von 25 % haben. Besser sind 20 % oder weniger.
- die Drosselklappe ist geschlossen - Damit ein guter Zug entsteht, muss zu Beginn der Feuerung schnell viel Hitze erzeugt werden. Die Verbrennung darf erst gedrosselt werden, wenn das ganze System (Kaminofen und Schornstein) Betriebstemperatur hat.
- die Verbrennungsluftzufuhr ist geschlossen – Öffnen Sie beim Anfeuern alle Luftzuführungen am Kamin. Das Anmachholz sollte so geschichtet sein, dass die Luft das Brennholz umströmen kann.
- ungünstige Wetterlage - Neben rauen Winden können auch heftige Regenfälle ein Problem beim Heizen darstellen. Diese sorgen für einen erhöhten Widerstand am Schornsteinkopf und lassen den Rauch nur schwer entweichen.
- zu viele Rohrbögen - Lange und mit mehreren Richtungswechseln verlegte Rauchrohre haben einen ähnlichen Effekt. Mit jedem Bogen im Rauchrohr werden die Zugverhältnisse schwieriger.
Liegt es an keinem dieser Gründe, ist wahrscheinlich Ihr alter Schornstein der „Übeltäter“. Meist stimmen weder der benötigte Querschnitt noch die empfohlenen Zugverhältnisse mit den Anforderungen eines modernen Kaminofens überein.
Warum funktioniert ein alter Schornstein meist nicht?
Lange Zeit war der einschalig gemauerte Schornstein die übliche Form. Diese Variante findet sich auch heute noch in vielen Altbauten. Das System ist einfach gestaltet. Es besteht entweder aus einem Ziegelverbund oder aus Formsteinen ohne zusätzliche Isolierung. Es war lange Zeit ausreichend.

Zu wenig Förderdruck
Der Kaminzug in einem gemauerten Schornstein ist von Natur aus geringer als bei neueren Varianten. Dies liegt einerseits an den weniger glatten Oberflächen der Ziegel im Vergleich zu den Edelstahl- oder Keramikrohren moderner Schornsteine. Andererseits erreicht der gemauerte Schornstein aufgrund der fehlenden Isolierung nicht so schnell die erforderliche Temperatur, um den notwendigen Schornsteinzug aufzubauen. Wenn die Rauchgase im Schornsteinzug zu schnell abkühlen, kommt der Luftstrom ins Stocken und die Abgase ziehen schlecht ab.

Zu großer Querschnitt
Der größte Nachteil eines gemauerten Schornsteins ist die Gefahr der Durchfeuchtung. Moderne Kaminöfen haben einen geringeren Abgasmassenstrom und niedrigere Abgastemperaturen im Vergleich zu älteren Modellen. Die Rauchgase gelangen in einen zu großen Schornstein und erreichen dort nur eine geringe Strömungsgeschwindigkeit. Dadurch kühlen die Abgase schnell ab und es bilden sich Kondenswasser und aggressive Säuren. Dies führt zur Versottung des Schornsteins.

Falschluftöffnungen
Weitere Ursachen für Probleme mit alten Schornsteinen können Falschluftöffnungen sein. Über sie strömt Kaltluft in den Schornstein, die sich mit den Heizgasen vermischt und deren Temperatur verringern. Häufig liegt das an alten nicht ordentlich geschlossene Kaminputztüren, oder stillgelegten Öfen mit geöffneter Luftklappe, aber auch an gesprungenen oder löchrigen Schornsteinzungen in mehrzügigen Kaminen. Alte, schlecht verschlossene Ofenanschlüsse und herausgebrochenes Fugenmaterial können ebenfalls schuld sein.
Warum haben moderne Kaminöfen niedrigere Abgastemperaturen?
Die Abgastemperatur gibt an, wie heiß die bei der Verbrennung erzeugten Gase am Abgasstutzen sind. Eine niedrige Temperatur deutet auf eine effiziente Nutzung des Brennmaterials und damit auf eine hohe Effizienz des Kaminofens hin. Dies bedeutet, dass die erzeugte Wärme im Raum bleibt, anstatt durch den Schornstein zu entweichen. Um eine optimale, umweltfreundliche Verbrennung zu erreichen und Brennstoff zu sparen, spielen in modernen Kaminöfen eine gut abgestimmte Luftzufuhr (Primär-, Sekundär- und gegebenenfalls Tertiärluft) sowie eine effektive Umlenkung der Rauchgase eine entscheidende Rolle.
Letzter Ausweg: Schornsteinsanierung
Wenn Ihr alter Schornstein keine Isolierung hat, starke Unebenheiten aufweist oder Anzeichen von Versottung zeigt, ist in den meisten Fällen eine Schornsteinsanierung erforderlich. In solchen Situationen kann eine Auskleidung mit einem Edelstahl- oder Keramikrohr durchgeführt werden, ohne dass ein Abriss notwendig ist.
Für den Anschluss des Kaminofens sollte ein Doppelwandfutter verwendet werden. Kontaktieren Sie in jedem Fall unbedingt Ihren Schornsteinfeger.

Auch ein guter Grund zur Sanierung:
Asbest ist seit 1990 als Zusatzstoff bei der Zementzubereitung verboten, wurde aber vorher sehr oft beim Bau von Schornsteinen eingesetzt.
Wichtig vor dem Kaminofenkauf: Die Querschnittsberechnung
Sind Sie nicht sicher, ob Ihr alter Schornstein zum geplanten neuen Kaminofen passt, sprechen Sie bitte als erstes mit Ihrem zuständigen Schornsteinfeger. Dieser entscheidet, ob Ihr gemauerter Schornstein tauglich ist, oder ob Sie sanieren müssen.
Ist diese erste Hürde genommen, empfehlen wir vor dem Kauf des neuen Ofens eine Querschnittsberechnung. Diese zeigt dann eindeutig, ob das geplante System funktionieren wird, oder ob Sie sich besser für einen anderen Kaminofen entscheiden.

Gern beraten wir Sie zum passenden Ofen und führen für Sie vorab eine Querschnittsberechnung durch. Hier finden Sie das Formular: Querschnittsberechnung