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Schrott oder Schnäppchen? - Gebrauchte Kaminöfen

Veröffentlicht am 09.10.2023 08:17 | 0 Kommentare
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Gebrauchte Kaminöfen sind eine vermeintlich kostengünstige Möglichkeit, sich den Traum vom eigenen Kamin zu erfüllen. Besonders wenn man ein begrenztes Budget hat oder nicht bereit ist, viel Geld für einen neuen Kaminofen auszugeben, bieten Kleinanzeigen-Portale verlockende Optionen. Doch Vorsicht ist geboten, denn der Kauf eines gebrauchten Kaminofens kann schnell zum teuren Fehler werden. Was alles schiefgehen kann, erfahren Sie in diesem Beitrag.

Inhalt:


Perlen der Produktbeschreibung: Kleinanzeigen

Die angegebenen Gründe für einen Verkauf des alten Ofens sind meist Umzug, Haushaltsauflösung, Neuanschaffung oder Heizungsumstellung. Verwackelte Artikelfotos zeigen teilweise haarsträubende Schäden an den gebrauchten Feuerstätten. Ob der Ofen in einem „guten gebrauchten Zustand“ ist, wenn er offensichtlich durch Überfeuerung verzogen ist, sei dahingestellt. In den eBay Kleinanzeigen liest man dann weiter:

  • "Verkaufe einen Holzofen. Ist zwar nicht mehr der Neuste, aber heizt super.“
  • "Der Ofen ist ca. 15 Jahre alt, jedoch voll funktionsfähig“
  • "Kaminofen mit aktueller DIN wg Umzug abzugeben“
  • "Der Ofen kann in Deutschland noch bis zum 31.12.2024 genutzt werden.“
  • "Er erfüllt die 1. Stufe der BImSchV. Er kann somit noch in Werkstätten, Gartenhäusern usw. angeschlossen und betrieben werden.“
  • "…da Küchenherde von den neuen Bestimmungen ausgenommen sind.“
  • "…kann aber mit Filter nachgerüstet werden.“

Mut zur Lücke oder Betrugsversuch? - Fehlerhafte Angaben

Doch wie sind solche Aussagen zu bewerten? Gebrauchte Holzöfen werden vorwiegend von privaten Verkäufern angeboten. Ob Kamineinsatz, antiker Kachelofen oder Küchenherd, alles muss raus! Leider sind die meisten Beschreibungen entweder nichtssagend, fehlerhaft oder sachlich falsch. Um niemandem Betrug zu unterstellen, gehen wir von Unkenntnis aus und klären auf:

Warum wird er denn dann verkauft? Diese Aussage lässt keine Rückschlüsse auf Alter und Zustand des Kaminofens zu. Dem Schornsteinfeger ist egal, wie gut der Holzofen heizt. Entspricht der Ofen nicht den gesetzlichen Anforderungen, wird er nicht abgenommen.
Das mag sein, jedoch nur am alten Standort! Stellen Sie einen gebrauchten Ofen an einem anderen Ort auf, gilt dies als Neuerrichtung einer Feuerstätte. In diesem Fall muss das Gerät dann die Vorgaben der Bundes-Immissionsschutzverordnung Stufe 2 erfüllen.
Jede neu errichtete Feuerstätte, Badeöfen ausgenommen, muss die Grenzwerte der BImSchV Stufe 2 einhalten. Ob nun im Wohnzimmer, in der Werkstatt oder im Gartenhaus. Die Stufe 1 gilt für Geräte, die vor dem 21.3.2010 typgeprüft wurden und an ihrem Standort verbleiben.
Egal ob DIN 13240, 18990 oder 18991, diese Nummer sagt nichts über die Einhaltung der Grenzwerte aus. Aussagekräftig sind allein das Typenschild und das Datenblatt.
Falsch. Dies gilt nur für Herde unter 15 kW, die nicht gewerblich genutzt werden und bereits vor dem 22. März 2010 angeschlossen und abgenommen waren. Wird ein solcher alter Küchenofen an neuer Stelle aufgestellt, greift auch hier die BImSchV Stufe 2. Das gleiche gilt für antike Holzöfen. Diese haben nur Bestandsschutz, wenn Sie älter als 50 Jahre sind und an der gleichen Stelle stehen bleiben. Eine Neuabnahme durch den Schornsteinfeger an einem anderen Ort ist nicht mehr möglich.
Für die meisten veralteten Kaminöfen sind Filter weder erhältlich noch sinnvoll. Es scheitert hier sowohl an der Kompatibilität als auch der fehlenden DIBt-Prüfung. Da es sich um eine Veränderung an der Abgasanlage handelt, ist diese aber erforderlich. Außerdem entstehen, je nach Filtertyp, entweder permanente Betriebskosten oder hohe Anschaffungskosten.

Belanglose Nebensache? - Technische Daten

Liegt in der Kürze wirklich die Würze? Leider fehlen in den Artikelbeschreibungen sehr oft wichtige technische Informationen zum Gebrauchtgerät. Aber wer braucht schon eine Angabe der Nennwärmeleistung, wenn der Ofen bis zuletzt „super lief“ und „schön warm macht“? Dabei hat jedes Gerät ein Datenblatt und/oder Typenschild, das all diese wichtigen Informationen enthält.

Fragen Sie den Verkäufer gegebenenfalls nach:

  • Nennwärmeleistung
  • CO- und Feinstaubwert
  • Wirkungsgrad
  • geeigneten Brennstoffen
  • Mindestabständen
  • Gewicht

Wichtiges Detail:
Das Typenschild


Es existiert kein Typenschild mehr: Lassen Sie am besten die Finger davon. Es ist davon auszugehen, dass der Kaminofen seine Zeit hinter sich hat. Auch der Schornsteinfeger will das Typenschild bei der Abnahme sehen.

Fehlende Daten auf dem Typenschild: Auf älteren Typenschildern fehlt meist der Wert für den Feinstaubausstoß. Selbst wenn der CO-Wert eingehalten wird, ist nicht sicher, ob der Ofen noch angeschlossen werden darf. Abhilfe schafft hier eventuell das Datenblatt.

Das falsche Typenschild: Wenn ein Gerät die aktuellen Grenzwerte einhält, heißt das nicht, dass sein Vorgängermodell dies auch tut! Es gibt Verkäufer, die ein Datenblatt oder Typenschild neueren Datums als „Beweis“ hinterlegen. Nur weil der Name gleich ist, ist es aber nicht auch der Kaminofen. Prüfen Sie genau, fragen Sie ggf. beim Hersteller nach.

Kein Garant: Der gute Name

Mit einem Markengerät macht man ja nichts verkehrt, oder? Ob Hark, Wamsler, Oranier oder Justus, auch namhafte Hersteller haben ältere Modelle, die nach 2024 nicht mehr betrieben werden dürfen. Sind Sie nicht sicher, prüfen Sie das Typenschild. Eine gute Recherchemöglichkeit ist diese Datenbank: HKI CERT. Doch Vorsicht! Achten Sie auf das angegebene Baujahr, eventuell hat das alte Modell „Klaus“ einen gleichnamigen Nachfolger und heißt nun „Klaus 2.0“. Die neuen Daten passen dann natürlich nicht zum alten Gerät.

Gefährlich: Sicherheitsrelevante Schäden

Beim Erwerb eines gebrauchten Kaminofens gibt es aber noch größere Risiken. Es ist nicht klar, wie der Ofen vorher genutzt wurde. Wurde er eventuell überfeuert? Ist er grundsätzlich von minderer Qualität? Es könnte sein, dass der Ofen bereits beschädigt ist oder Verschleißerscheinungen aufweist. Deshalb sollte der Kaminofen am besten vor dem Kauf persönlich überprüft werden, um mögliche Gefahrenquellen zu erkennen und auszuschließen.

Achten Sie auf:

  • gerissene Verglasung
  • kaputte/fehlende Brennraumauskleidung
  • verzogene Bauteile
  • fehlender Brennrost
  • fehlende Rauchumlenkplatte
  • gerissene Schweißnähte
  • verzogene Tür
  • fehlendes Typenschild
Kaminofen gebraucht-günstig, aber kein Schnäppchen.
Manche Schäden sind schnell behoben, beispielsweise der Austausch einer Dichtung oder einer kaputten Scheibe. Defekte wie eine verzogene Tür sind aber irreparabel. 

Sehen Sie schon auf den Artikelbildern Rußspuren über der Tür, Risse im Gusseisen oder Reste einer Müllverbrennung im Brennraum – Finger weg!

Fazit: Mehr Schrott als Schnäppchen

Dass derzeit so viele Geräte angeboten werden, hat einen Grund: Sie sind meist bereits ausgemustert, weil sie ab 2025 nicht mehr betrieben werden dürfen. Nach unserer Recherche erfüllen momentan etwa 90 % der auf Kleinanzeigen-Portalen angebotenen gebrauchten Öfen nicht die Vorgaben der Verordnung über kleine und mittlere Feuerungsanlagen (1. BImSchV) und werden nicht mehr vom Schornsteinfeger abgenommen. Auch der Preis für diese gebrauchten Kaminöfen ist teilweise völlig überzogen. Prüfen Sie vor dem Kauf genau, am besten sehen Sie sich den Ofen persönlich an. Haben Sie Zweifel, hilft eventuell auch Ihr Schornsteinfeger. Meist ist es besser, vom privaten Kauf abzusehen, denn Sie haben weder Garantie noch einen Ansprechpartner falls der Kaminofen nicht richtig funktioniert.

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