Perlen der Produktbeschreibung: Kleinanzeigen
Die angegebenen Gründe für einen Verkauf des alten Ofens sind meist Umzug, Haushaltsauflösung, Neuanschaffung oder Heizungsumstellung. Verwackelte Artikelfotos zeigen teilweise haarsträubende Schäden an den gebrauchten Feuerstätten. Ob der Ofen in einem „guten gebrauchten Zustand“ ist, wenn er offensichtlich durch Überfeuerung verzogen ist, sei dahingestellt. In den eBay Kleinanzeigen liest man dann weiter:
- "Verkaufe einen Holzofen. Ist zwar nicht mehr der Neuste, aber heizt super.“
- "Der Ofen ist ca. 15 Jahre alt, jedoch voll funktionsfähig“
- "Kaminofen mit aktueller DIN wg Umzug abzugeben“
- "Der Ofen kann in Deutschland noch bis zum 31.12.2024 genutzt werden.“
- "Er erfüllt die 1. Stufe der BImSchV. Er kann somit noch in Werkstätten, Gartenhäusern usw. angeschlossen und betrieben werden.“
- "…da Küchenherde von den neuen Bestimmungen ausgenommen sind.“
- "…kann aber mit Filter nachgerüstet werden.“
Mut zur Lücke oder Betrugsversuch? - Fehlerhafte Angaben
Doch wie sind solche Aussagen zu bewerten? Gebrauchte Holzöfen werden vorwiegend von privaten Verkäufern angeboten. Ob Kamineinsatz, antiker Kachelofen oder Küchenherd, alles muss raus! Leider sind die meisten Beschreibungen entweder nichtssagend, fehlerhaft oder sachlich falsch. Um niemandem Betrug zu unterstellen, gehen wir von Unkenntnis aus und klären auf:
Belanglose Nebensache? - Technische Daten
Liegt in der Kürze wirklich die Würze? Leider fehlen in den Artikelbeschreibungen sehr oft wichtige technische Informationen zum Gebrauchtgerät. Aber wer braucht schon eine Angabe der Nennwärmeleistung, wenn der Ofen bis zuletzt „super lief“ und „schön warm macht“? Dabei hat jedes Gerät ein Datenblatt und/oder Typenschild, das all diese wichtigen Informationen enthält.
Fragen Sie den Verkäufer gegebenenfalls nach:
- Nennwärmeleistung
- CO- und Feinstaubwert
- Wirkungsgrad
- geeigneten Brennstoffen
- Mindestabständen
- Gewicht

Wichtiges Detail:
Das Typenschild
Es existiert kein Typenschild mehr: Lassen Sie am besten die Finger davon. Es ist davon auszugehen, dass der Kaminofen seine Zeit hinter sich hat. Auch der Schornsteinfeger will das Typenschild bei der Abnahme sehen.
Fehlende Daten auf dem Typenschild: Auf älteren Typenschildern fehlt meist der Wert für den Feinstaubausstoß. Selbst wenn der CO-Wert eingehalten wird, ist nicht sicher, ob der Ofen noch angeschlossen werden darf. Abhilfe schafft hier eventuell das Datenblatt.
Das falsche Typenschild: Wenn ein Gerät die aktuellen Grenzwerte einhält, heißt das nicht, dass sein Vorgängermodell dies auch tut! Es gibt Verkäufer, die ein Datenblatt oder Typenschild neueren Datums als „Beweis“ hinterlegen. Nur weil der Name gleich ist, ist es aber nicht auch der Kaminofen. Prüfen Sie genau, fragen Sie ggf. beim Hersteller nach.
Kein Garant: Der gute Name
Mit einem Markengerät macht man ja nichts verkehrt, oder? Ob Hark, Wamsler, Oranier oder Justus, auch namhafte Hersteller haben ältere Modelle, die nach 2024 nicht mehr betrieben werden dürfen. Sind Sie nicht sicher, prüfen Sie das Typenschild. Eine gute Recherchemöglichkeit ist diese Datenbank: HKI CERT. Doch Vorsicht! Achten Sie auf das angegebene Baujahr, eventuell hat das alte Modell „Klaus“ einen gleichnamigen Nachfolger und heißt nun „Klaus 2.0“. Die neuen Daten passen dann natürlich nicht zum alten Gerät.
Gefährlich: Sicherheitsrelevante Schäden
Beim Erwerb eines gebrauchten Kaminofens gibt es aber noch größere Risiken. Es ist nicht klar, wie der Ofen vorher genutzt wurde. Wurde er eventuell überfeuert? Ist er grundsätzlich von minderer Qualität? Es könnte sein, dass der Ofen bereits beschädigt ist oder Verschleißerscheinungen aufweist. Deshalb sollte der Kaminofen am besten vor dem Kauf persönlich überprüft werden, um mögliche Gefahrenquellen zu erkennen und auszuschließen.
Achten Sie auf:
- gerissene Verglasung
- kaputte/fehlende Brennraumauskleidung
- verzogene Bauteile
- fehlender Brennrost
- fehlende Rauchumlenkplatte
- gerissene Schweißnähte
- verzogene Tür
- fehlendes Typenschild

Fazit: Mehr Schrott als Schnäppchen
Dass derzeit so viele Geräte angeboten werden, hat einen Grund: Sie sind meist bereits ausgemustert, weil sie ab 2025 nicht mehr betrieben werden dürfen. Nach unserer Recherche erfüllen momentan etwa 90 % der auf Kleinanzeigen-Portalen angebotenen gebrauchten Öfen nicht die Vorgaben der Verordnung über kleine und mittlere Feuerungsanlagen (1. BImSchV) und werden nicht mehr vom Schornsteinfeger abgenommen. Auch der Preis für diese gebrauchten Kaminöfen ist teilweise völlig überzogen. Prüfen Sie vor dem Kauf genau, am besten sehen Sie sich den Ofen persönlich an. Haben Sie Zweifel, hilft eventuell auch Ihr Schornsteinfeger. Meist ist es besser, vom privaten Kauf abzusehen, denn Sie haben weder Garantie noch einen Ansprechpartner falls der Kaminofen nicht richtig funktioniert.